Sind wiederverwendbare Produkte immer besser als Einmalprodukte?

Sind wiederverwendbare Produkte immer besser als Einmalprodukte?

Dieses Thema beschäftigt uns immer wieder. Egal welches Produkt man betrachtet, sei es Mundspülbecher, Handtücher oder sogar Windeln, es kann pauschal nie gesagt werden, welche Variante besser ist. Einmalprodukte sparen Zeit, aber landen direkt im Müll: die Wiederverwendung spart Ressourcen, die durch die Herstellung entstehen. Allerdings gibt es dabei einiges zu beachten.

Die Crux der Wiederverwendung

Wir raten bei unseren Workshops gerne zur Wiederverwendung von Produkten. Da jedes Produkt, das weiter genutzt wird, nicht den kompletten Lebenszyklus, vom Abbau der Ressourcen über den Transport bis zur Wiederaufbereitung der Bestandteile, nochmal durchlaufen muss. Außerdem wird im Gesundheitswesen häufig gar nicht oder nicht gut getrennt oder die Materialien sind zu schwer zu recyceln, so dass sie am Ende doch in der Verbrennung landen.

Doch bei der Aufbereitung ist einiges zu beachten, damit die Klimabilanz am Ende wirklich besser da steht. Sollen Instrumente oder Kleidung sauber und hygienisch einwandfrei sein, kommt man nicht umhin ausreichend Wasser, Wärme und Reinigungsprodukte zuzuführen. 

Lass uns ein Beispiel anschauen.

Die Produktion von Baumwollprodukten verbraucht immens viel Wasser. Teilweise braucht ein Kilo Baumwolle bis zu 11.000 Liter Wasser [1]. Das Paradoxe daran: In den Anbaugebieten herrscht ohnehin Wassermangel. Dazu kommt der Einsatz von künstlichem Dünger und Pestiziden. Zwei Drittel der Pflanzen ist gentechnisch verändert.

Wer also Baumwollprodukte kauft, hat seine CO2 Bilanz schon ordentlich in den Keller getrieben. Doch am Ende zählt wie oft das Produkt benutzt wird.

Spinnen wir das Beispiel weiter.

In jedem Bad gibt es Möglichkeiten seine Hände zu trocknen. Besonders in gut besuchten und hygienisch Räumlichkeiten ist es wichtig, dass sich Keime nicht verbreiten. In der Regel sind die Möglichkeiten seine Hände zu trocknen:

    • Papiertüchern, 
    • Baumwolltüchern oder 
    • Luftgebläse 

Die Luftgebläse nehmen wir direkt aus dem Vergleich heraus, da laut SARS-CoV-2-Arbeitsschutzregel [2] davon abgeraten wird. Ansonsten wäre diese Möglichkeit der Gewinner, da sie bis auf den bei neueren Geräten geringen Stromverbrauch ressourcensparend sind und kein regelmäßiger Verbrauch von Materialien stattfindet. 

Wie bereits erwähnt haben die Baumwolltücher in der Herstellung bereits einen großen Wasserverbrauch. Durch den Dünger, den Transport aus dem Herkunftsland entsteht zudem CO2. Die Baumwolltücher müssen gewaschen werden. Hierfür rechnen wir den CO2 Verbrauch pro Waschladung pro Handtuch aus.

Ein Baumwollhandtuch wiegt z.B. etwa 350gr. Bei einer 8kg Waschmaschine kann man so knapp 23 Handtücher pro Waschgang rechnen. Bei den TOP Eco Geräten entsteht ein Stromverbrauch von 89 kWh im Jahr. Bei älteren weniger effizienten Geräten sind das um die 200 kWh/Jahr. Runtergerechnet pro Waschgang und Handtuch sind das bei einer umweltfreundlichen Maschine 9 Gramm CO2 bei einem konventionellen Strommix und 1 Gramm CO2 mit Ökostrom. Bei älteren Geräten jeweils etwas mehr als das doppelte. 

Die Papiertücher dagegen sind in der Produktion erstmal sparsamer. Sie können aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden, die mit wenig bis keinen Pestiziden, Dünger und zusätzlichem Wasser auskommen. Außerdem kann das Holz dafür aus Deutschland kommen. Für die CO2 Bilanz ist entscheidend, ob die Holzfasern aus recyceltem oder aus Frischfasern hergestellt wurde. Holzfasern lassen sich bis zu sieben mal wiederverwenden. Das spart einiges an Holz. Wenn das in Deutschland gesammelte Altpapier in Deutschland recycelt wird ist es auch regional. Leider müssen die gebrauchten Tücher häufig im Restmüll entsorgt und so statt recycelt, der Verbrennung zugeführt werden, denn zu nasse, fettige oder verunreinigte Papierhandtücher können nicht im Altpapier entsorgt werden. Die Papiertücher können aber in der Biotonne entsorgt werden, je nach Schadstoffbelastung ist das aber auch nicht die erste Wahl [3].

Welche Methode ist Klimafreundlicher? 

Tja, das kommt eben jetzt darauf an wie man die Produkte benutzt. Baumwolle verbraucht in der Produktion enorm viel Wasser. Wer auf diese Variante setzt, sollte sicherstellen, dass die Tücher über einen langen Zeitraum genutzt werden. Außerdem ist es wichtig wie die Tücher gereinigt werden. Moderne Waschmaschinen können den Strom- und Wasserverbrauch minimieren. Eine Waschmaschine sollte immer voll sein. Weiterhin können nachhaltige Waschmittel wie die von Sonett die Ökobilanz verbessern. Bei der Beschaffung sollte außerdem darauf geachtet werden, dass die Produkte aus Bio-Baumwolle hergestellt sind. Laut Umweltbundesamt sollten Baumwolltücher mindestens 80 mal genutzt werden, um sich langfristig zu rentieren [4]. Es ist also eine langfristige Investition.

Papiertücher werden nur einmalig genutzt und landen leider häufig im Restmüll, außerdem werden oft zu viele Tüchern zum Abtrocknen genutzt. Besonders wenn Papier aus Frischfaser gekauft wird, dass zusätzlich mit Chemikalien aufgehellt wurde, vermiest es die CO2 Bilanz deutlich. Auf der anderen Seite ist der Ressourcenaufwand geringer, um die Tücher herzustellen. Wer auf das Symbol des Blauen Engel achtet, kann davon ausgehen, dass die Papiertücher zu 100% aus recycelten Material bestehen und umweltfreundlich sind.

Je nach Möglichkeiten einer effizienten Waschung der Tücher kann es also besser sein Baumwolltücher bereit zu stellen. Wer keine gute Waschmaschine da hat oder wem schlicht die Kapazitäten dafür fehlen, sollte zu Papierhandtüchern greifen, die mit dem Blauen Engel gelabelt sind. Je weniger Lagen, desto weniger Ressourcen müssen verwendet werden. Nur klären Sie alle auf, diese sparsam zu nutzen. 

Ein paar Tipps zum Abschluss

  • Patient:innen können ihre eigenen Handtücher mitbringen. Diese waschen sie dann zuhause mit der ohnehin anfallenden Wäsche. 
  • Hängen Sie im Bad Hinweise auf, die Tücher sparsam zu benutzen.
  • Nachhaltigkeit by Default. Beschaffen sie sich Tuchspender, bei denen es nicht möglich ist direkt mehrere Tücher gleichzeitig zu ziehen.
  • Nachhaltige Waschmittel nutzen. Z.B. ein Waschmittel von Sonett.
  • Auf den Blauen Engel achten.

Du hast noch weitere Ideen? Mach uns eine Freude und teile sie in den Kommentaren mit uns!

Quellen zum stöbern

  1. https://www.wwf.de/themen-projekte/fluesse-seen/wasserverbrauch/wasser-verschwendung
  2. https://www.cmshs-bloggt.de/arbeitsrecht/arbeitsschutz-handtrockner-corona-aha/
  3. https://www.oekotest.de/freizeit-technik/Papiermuell-Diese-8-Dinge-gehoeren-nicht-ins-Altpapier_11896_1.html
  4. https://www.br.de/radio/bayern1/inhalt/experten-tipps/umweltkommissar/haende-trockner-elektro-papier-oeko-bilanz-umweltkommissar-100.html
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